Die Zunge – Spiegel der Gesundheit
Im Alltag schenken wir ihr oft wenig Beachtung, und doch ist sie unverzichtbar: die Zunge. Ohne sie könnten wir weder klar sprechen noch richtig schmecken oder Nahrung gezielt schlucken. Aber die Zunge ist weit mehr als ein praktisches Werkzeug. Sie verrät auch eine Menge über den Zustand unseres Körpers – und spielt eine wichtige Rolle in der zahnärztlichen Vorsorge.
Anatomie im Alltag – mehr als nur Muskelmasse
Die Zunge besteht überwiegend aus Muskeln, ist beweglich wie kaum ein anderes Organ und mit einer Vielzahl von Nervenfasern ausgestattet. Ihre Oberfläche ist von Papillen bedeckt, die nicht nur das Schmecken ermöglichen, sondern auch für die Haptik entscheidend sind: Dank ihnen spüren wir, ob ein Stück Apfel knackig oder ein Brotkrumen störend ist.
Für die Zähne bedeutet diese enge Zusammenarbeit: Eine gesunde Zunge unterstützt die natürliche Selbstreinigung im Mund. Sie bewegt Speisereste, verteilt Speichel und wirkt so als stiller Partner der Mundhygiene.
Was die Zunge über die Gesundheit verrät
Bei jeder zahnärztlichen Untersuchung gehört auch ein Blick auf die Zunge dazu. Denn Veränderungen können wichtige Hinweise geben:
- Weißliche Beläge deuten oft auf eine harmlose Ablagerung von Bakterien und Speiseresten hin. Bleiben sie bestehen, können sie aber auch auf Pilzinfektionen oder Störungen des Immunsystems hindeuten.
- Rote, glatte Zungenoberflächen können ein Anzeichen für Vitaminmangel sein.
- Schmerzhafte Risse oder brennende Stellen treten mitunter bei Stress, Allergien oder Erkrankungen des Verdauungstraktes auf.
- Verhärtungen oder nicht heilende Stellen sollten unbedingt abgeklärt werden, da sie in seltenen Fällen auf ernste Erkrankungen wie Mundkrebs hindeuten können.
Die Zunge ist also nicht nur ein „Spiegel der Seele“, wie es sprichwörtlich heißt, sondern tatsächlich ein Spiegel der allgemeinen Gesundheit.
Häufig unterschätzt: Mundhygiene für die Zunge
Viele Patient:innen putzen ihre Zähne sorgfältig, vergessen aber die Zunge. Dabei können sich gerade hier Bakterien und Speisereste sammeln, die Mundgeruch verursachen. Ein einfacher Zungenreiniger oder das vorsichtige Bürsten mit der Zahnbürste entfernt Beläge und verbessert das Mundgefühl spürbar.
Besonders wichtig ist die Zungenpflege für Menschen mit reduziertem Speichelfluss – etwa durch Medikamente oder im höheren Alter. Hier fehlt der natürliche Reinigungseffekt, und Beläge setzen sich leichter fest.
Warum die Zunge auch beim Zahnarzt wichtig ist
Für uns als Zahnärzt:innen ist die Zunge mehr als nur ein Begleiter im Mund. Sie beeinflusst den Sitz von Prothesen, die Aussprache nach Zahnersatz und sogar die Stabilität kieferorthopädischer Ergebnisse. Bei Kindern kann die Zungenfunktion mit darüber entscheiden, ob sich Zähne und Kiefer harmonisch entwickeln. Deshalb gehört die Untersuchung der Zunge zur Routine jeder Kontrolluntersuchung – nicht nur, um akute Erkrankungen auszuschließen, sondern auch, um frühzeitig Veränderungen zu erkennen, die Rückschlüsse auf die allgemeine Gesundheit erlauben.
Ein Organ, das Aufmerksamkeit verdient
Die Zunge ist ein wahres Multitalent – für Sprache, Geschmack, Verdauung und Gesundheit. Sie ist beweglich, sensibel und zugleich robust. Und sie zeigt, oft früher als andere Körperregionen, wenn etwas nicht im Gleichgewicht ist.
Wer seine Zunge regelmäßig reinigt, Veränderungen ernst nimmt und die Vorsorge beim Zahnarzt wahrnimmt, leistet deshalb nicht nur etwas für frischen Atem, sondern auch für die eigene Gesundheit insgesamt.

